Dieser Beitrag ist für Menschen, die mit einem Narzissten oder einer Narzisstin in einer Beziehung sind. Und auch für Narzissten selbst, die unter sich selbst leiden.
Wenn du in einer Beziehung mit einer Narzisstin oder einem Narzissten bist, dann möchte ich dich ermutigen, dir folgende Frage zu stellen:
- Was macht mich zum passenden Gegenstück eines Narzissten?
- Was macht mich kompatibel, mit einem Narzissten oder einer Narzisstin?
Und ich weiß, dass ist keine populäre Frage.
Vor allem keine Frage, die man sich als Betroffener stellen will. Weil man ist doch das Opfer – schuldlos. Und diese Frage klingt, als ob ich als Opfer eine Verantwortung hätte.
How dare you? Wie kannst du es wagen? Ein Opfer nach seiner Verantwortung zu fragen?
Bevor ich aber diese Frage beantworte, legen wir zuerst fest, was ein Narzisst ist:
Im Allgemeinen wir ein Narzisst als jemand bezeichnet, der sich für das Zentrum hält, um das sich die Welt dreht. Er / Sie ist nicht nur das Zentrum der Welt, sondern glaubt, das Zentrum zu sein, um das sich die Welt dreht.
Und das macht Narzissten so unausstehlich. Wir können uns mit ihnen nicht verbinden, weil wir sind Teil der Welt und die narzisstische Person ist die Sonne um die sich die Welt dreht.
Aber was sagt die Wissenschaft dazu?
Es gibt 9 Kriterien für Narzissten:
- Narzissten haben eine grandiose Vorstellung, über ihrer eigene Wichtigkeit.
- Sie sind stark eingenommen von Phantasien über grenzenlosen Erfolg, Macht, Brillanz, Schönheit und idealer Liebe.
- Sie glauben von sich, besonders und einzigartig zu sein und sind überzeugt, dass andere sie als einzigartig erkennen sollten.
- Sie benötigen exzessive Bewunderung.
- Sie glauben “auserwählt” zu sein.
- Sie sind in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch.
- Ihnen fehlt Einfühlungsvermögen. Es ist ihnen zuwider auf Bedürfnisse oder Gefühle anderer einzugehen.
- Sie sind häufig neidisch auf andere und glauben, andere seien neidisch auf sie.
- Narzissten zeigen Arroganz.
Und wenn du dir diese Punkte jetzt anschaust:
Was macht dich kompatibel mit jemanden der diese Eigenschaften hat?
Ich habe jahrelang abgestritten kompatibel zu sein, weil ich hatte mich ja immer getrennt. Habe aber, immer per Zufall, als nächste Partnerin wieder eine Narzisstin gehabt.
Ich habe mir die Frage dann anders gestellt:
Wenn es in einer Partnerschaft einen Part – einen Teil gibt, der narzisstisch ist, was ist dann der andere Teil? Der andere Part(ner)?
Unter der Betrachtung der Eigenschaften eines Narzissten, welche Eigenschaften braucht der andere Teil?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die grandiose Vorstellungen über ihre Wichtigkeit hat?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die eingenommen ist von Phantasien über grenzenlosen Erfolg, Macht, Schönheit oder idealer Liebe?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die sich für besonders und einzigartig hält und überzeugt ist, dass andere sie als einzigartig erkennen sollten?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die exzessive Bewunderung braucht?
- Einer Frau, die glaubt eine Auserwählte zu sein?
- Die mich in unserer Beziehung ausbeutet?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die kein Einfühlungsvermögen für die Wünsche und Bedürfnisse anderer hat?
- Einer Frau, die neidisch auf andere ist und glaubt, dass andere auf sie neidisch sind?
- Was zieht mich an, an einer Frau, die Arroganz zeigt?

Also ich war in Beziehungen mit Narzisstinnen. Wenn die andere Person als Narzisst funktioniert, als was funktioniere dann ich?
Beim Narzissten dreht sich die Welt um ihn, beziehungsweise sie.
Bei mir dreht sich nichts um mich. Ich bin der, der sich um die Narzisstin dreht.
Bin ich das Opfer? Das, was ich dann bin, ist erbärmlich.
Der Erbärmliche ist das Gegenstück zum Narzissten.
Beide Leiden haben die gleiche Ursache.

Die Mutter des Narzissmus und der Erbärmlichkeit ist die Bedeutungslosigkeit.
Ein Kind, das nicht wahrgenommen wird und zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, fühlt sich bedeutungslos.
Das Gefühl der Bedeutungslosigkeit manifestiert sich entweder in Narzissmus oder in Erbärmlichkeit.
Also. ich war die gleiche negative Energie wie die Narzisstinnen, mit denen ich zusammen war. Nur der Gegenpol.
Jeder weiß, ein Narzisst hat ein Anerkennungsproblem. Der oder die Erbärmliche hat auch ein Anerkennungsproblem. Aber es manifestiert sich im Gegenteil.
Nichts dreht sich um mich, (wie edel von mir), denn ich drehe mich um alles.
Die meiste Zeit meines Lebens war ich der, der sich um alles gedreht hat und mich dabei innerlich beschwerte.
Das Schwierige an Erbärmlichkeit ist, dass man das Anerkennungsproblem, das Bedeutungsproblem nicht sieht!
Narzissmus ist gesellschaftlich nicht anerkannt und deshalb sieht man ihn. Wir sehen, wer sich narzisstisch verhält. Der fällt auf.
Jemand der sich erbärmlich verhält, fällt kaum auf, den sieht man nicht.
- Jemand der glaubt, die Welt dreht sich um ihn, der fällt auf.
- Jemand der glaubt, nichts dreht sich um ihn, der fällt nicht auf.
Meine Freundin ist narzisstisch. Das ist leidvoll für mich. Weil! Sie, Sie, Sie
Das festigt unsere erbärmliche Position. Wir sind es, die Erbarmen brauchen, mit einem narzisstischen Partner. Die andere Person ist schuld an meinem Leid.
Ist das nicht ein extrem Narzisstischer Gedanke???
Ja! Aber getarnt unter: Ich bin das Opfer um das man sich erbarmen muss. Dadurch wird mein Narzissmus in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Und so kann ich schön inkognito (um nicht zu sagen feige) meinen Narzissmus ausleben und bin dabei noch ein Gutmensch, der unter einem Narzissten leidet.
Böswillig könnte man sagen: Es fehlt uns die Courage uns als Narzissten zu outen.
Helmut Rossmann
Und deshalb sind wir auch das perfekte Match, das passende Gegenstück für Narzissten. Und die dahinterliegende Wahrheit ist, wir brauchen die Narzissten, um unseren Negativ-Narzissmus, die Erbärmlichkeit ausleben können.
Ich konnte es nicht aushalten, wenn sich eine Partnerin um mich gedreht hat. Das war unaushaltbar für mich. Ich habe Partnerinnen gebraucht, um die ich mich drehen konnte.
Alle meine Beziehungen sind letztendlich immer gescheitert, aber mit denen, wo ich mich um sie drehen konnte, haben viel länger gehalten. Weil’s kompatibler war.
Die verdrängte Bedeutungslosigkeitsgefühl liegt in unseren seelischen Wunden die uns als Kind zugefügt wurden.
Und die heilen nicht automatisch. Sonst wären wir alle emotional gesund.
Wenn wir lernen wollen mit Narzissten umzugehen, müssen wir lernen aus unseren Löchern der Opferrollen und der Erbärmlichen herauszusteigen und unsere Eigenverantwortung suchen.
Helmut Rossmann
Das heißt, an deinen eigenen seelischen Wunden zu arbeiten.
Frage dich die neun Punkte durch:
- Welche seelische Wunde habe ich, dass ich mich angezogen fühle von einer Frau, die grandiose Vorstellungen über ihre Wichtigkeit hat?
Dabei geht es ums Fühlen. Du fühlst dich angezogen. Nicht, du denkst dich angezogen.
- Welche seelische Wunde habe ich, dass ich mich angezogen fühle, von einer Frau, die exzessive Bewunderung braucht?
- Welche seelische Wunde habe ich, dass ich mich angezogen fühle von einer Frau, die kein Einfühlungsvermögen für die Wünsche und Bedürfnisse von mir hat?
Warum stört dich das so sehr, wenn jemand anders deine Wünsche und Bedürfnisse missachtet?
Weil du ihn ihm das gleiche Böse erkennst, das du selbst bist. Nämlich jemand der deine Wünsche und Bedürfnisse mit den Füßen tritt.
Um diese Verletzungen in deiner Seele herauszufinden und die Wunden zu heilen, habe ich in meinem letzten Beitrag eine geniale Übung vorgestellt.
Ich kann es dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, je mehr ich meine eigenen Themen, emotionale Verletzungen und Traumen aufgearbeitet hatte, meine Scham aufgearbeitet hatte, umso weniger wurde auch der narzisstische Anteil meiner Partnerinnen.
Und das selbst bei Partnerinnen die eigentlich extreme Narzisstinnen waren.
Alles Gute
Helmut