Nachdem ich hauptsächlich mit Unternehmern und Selbstständigen arbeite, bin ich aufgrund von mehreren Projekten die ich in den letzten Jahren hatte mit einem Phänomen konfrontiert worden, das mir bis dahin noch gar nicht so richtig aufgefallen war.
Es betrifft das Lernen und die Kommunikation.
Das Lernen und die Kommunikation unterscheiden sich signifikant zwischen Unternehmern und Angestellten.
Meine Methode des Lernens ist nicht darauf ausgerichtet etwas Neues zu lernen, sondern bereits vorhandenes Wissen neu zu organisieren um so eine bessere Kommunikationsfähigkeit zu erlangen und seine Problemlösungskompetenz zu erhöhen. Es ist ein essentieller Punkt meiner Methodologie, dass die Menge des vorhandenen Wissens gleich bleibt, aber eben anders organisiert wird. Dazu braucht es aber eine gewisse Art der Informationsverarbeitung im Gehirn die ich vorher nicht berücksichtigt hatte, da ich hauptsächlich Unternehmer und Selbstständige auf meinen Seminaren hatte und bei diesen die Informationsverarbeitung ähnlich ist.
Aufgrund von einigen Projekten führte ich auch Seminare mit Angestellten durch und manchmal blieb der gewünschte Lernerfolg aus. Die Erkenntnis warum das so war kam mir erst, als ich selbst an einem Seminar teilnahm, dass fast ausschließlich von Angestellten besucht war. Die Teilnehmer sperrten sich förmlich dagegen etwas zu lernen und gingen trotzdem zufrieden nach Hause!? Es war für mich schwierig dies mit anzusehen und zu verstehen wie jemand ein Seminar besucht, kaum etwas lernt und trotzdem zufrieden ist.
Kühner, als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das bekannte zu bezweifeln.
Kaspar
Ich habe über mehrere Jahre nun beobachtet, dass in den allermeisten Fällen nur die erfolgreicheren Menschen diese von Hans Kaspar postulierte Kühnheit besitzen. Erfolgreiche Menschen oder Selbstständige Menschen unterscheiden sich beim Lernen in der Informationsverarbeitung elementar von nicht so erfolgreichen oder Angestellten. Erfolgsmenschen sind sehr stark “datengeleitet”. Sie verarbeiten sozusagen “Bottom up”. Das heißt für sie liegt der Ausgangspunkt einer Information in den “Daten” die sie aus der Umwelt erhalten. Sie nehmen die Informationen relativ ungefiltert auf und versuchen daraus ein Ergebnis zu bilden. Dieses kann durchaus außerhalb ihres bisherigen “Referenzbereiches” liegen. Angestellte suchen meistens eine geschützte Referenzzone die ihnen also bekannt ist und in der sie sich sicher fühlen können. Daher verarbeiten sie die “Daten” die sie aus ihrer Umwelt erhalten viel stärker aufgrund von ihren Erwartungen und eigenen Überzeugungen. Sie sind “hypothesengeleitet”. Sie verarbeiten sozusagen “Top down”. Die Ausgangsbasis für ihre Informationsverarbeitung liegt nicht unbedingt in den tatsächlichen Informationen sondern in ihrer Hypothese, in ihren eigenen (Vor-) Erwartungen.
Für Menschen die im “top down” Prozess lernen ist es extrem schwierig umzulernen. Die folgende Pointe soll eine kurze Darstellung über einen “top down” Verarbeitungsprozess zeigen:
Ein Professor studierte Flöhe und führte dabei ein Experiment durch. Er riss einem Floh ein Bein aus, und rief: “Spring!” Und der Floh sprang. Er trug das Ergebnis in seine Strazze ein. Dann riss er dem Floh ein zweites Bein aus, und rief: “Spring!” Und der Floh sprang. Wieder trug er es in seine Strazze ein. Er fuhr mit dem nächsten und übernächsten Bein fort, und erhielt immer das gleiche Ergebnis: Der Floh sprang. Dann jedoch passierte etwas eigenartiges, das den Professor sehr überraschte: Er riss dem Floh das fünfte Bein aus, und rief: “Spring!” Doch der Floh reagierte nicht auf den Zuruf. Er rief noch mal: “Spring!” Doch der Floh gehorchte nicht. Da hielt der Professor sein wissenschaftliches Ergebnis in seiner Strazze fest: “Wenn man einem Floh das fünfte Bein ausreißt, verliert er sein Gehör.”
Man kann lange darüber philosophieren, was jetzt besser ist oder schlechter. Die Einsicht die man daraus gewinnen kann ist, dass erfolgreichere Menschen grundsätzlich die Fähigkeit besitzen Ihre Referenzzone von sich heraus zu erweitern. Dadurch gewinnen sie neue An- und Einsichten und finden dadurch auch in schwierigen Situationen leichter eine Lösung.
Alles Gute
Helmut