Stanford Prison Experiment
Im Sommer 1971 wurde das erste wissenschaftliche Experiment bezüglich der sozialpsychologischen “Systemischen Ordnung” in unserer Gesellschaft durchgeführt und die Wirkung dieser Kräfte nachdrücklich demonstriert.
In diesem Experiment wollte man dokumentieren wieweit sich Menschen bezüglich ihrer mehr oder weniger zufälligen Rolle im Leben verhalten und handeln. Ausgewählt wurde die Situation eines Gefängnisses, wobei sämtliche Rollen von den Versuchspersonen eingenommen wurden. Das heißt es gab keinen einzigen tatsächlichen Justizangestellten oder Häftling. Die Studie sollte sich über 14 Tage erstrecken.
Für diesen Versuch wurden freiwillige aus einer großen Gruppe von Studenten ausgewählt, die Aufgrund von ausführlichen psychologischen Tests und Interviews allesamt als gesetzestreu, emotional stabil, körperlich gesund und psychisch “normal/durchschnittlich” eingeschätzt worden waren. Die Teilnehmer mussten im Vorfeld Dokumente unterschreiben, in denen sie auf einige ihrer Grundrechte verzichteten, solange sie im “Gefängnis” waren.
In Form von randomisierter Zuweisung wurde entschieden wer welche Rolle bekam. Diese Rollen bestimmten den Status und das Machtgefälle, wie sie in Gefängnissituationen typisch sind. Niemand hatte den Teilnehmern nahe gelegt, wie sie sich in ihren jeweiligen Rollen verhalten sollten. Die Gefangenen waren rund um die Uhr im Gefängnis, und die Wärter arbeiteten in üblichen 8 Stunden Schichten.
Was passierte nun, nachdem diese Studenten ihre zufällig zugewiesenen Rollen angenommen hatten?
In der Rolle der Wärter verhielten sich auch die Studenten aggressiv und manchmal sogar sadistisch, die eigentlich Pazifisten und “nette Jungs” gewesen waren. Die Wärter entwickelten dauernd Strategien, um bei den Gefangenen das Gefühl von Wertlosigkeit zu erzeugen.
Psychologisch stabile und ausgeglichene Studenten verhielten sich als Gefangene schon bald pathologisch. Bereits am Morgen des zweiten Tages brach ein Aufstand aus. Die Gefangenen blockierten die Zellentüren und rissen ihre Nummern von den Kitteln. Die Wärter schlugen den Aufstand nieder, indem sie mit Feuerlöschern eisiges Kohlendioxyd in die Zellen sprühten und die Gefangenen dadurch zwangen, die Türen freizugeben. Danach wurde allen Gefangenen die Kleidung und Betten entzogen. Ab diesem Zeitpunkt demütigten die Wärter die Gefangenen bei jeder Gelegenheit sehr stark. Die Ordnung war jedoch größtenteils wiederhergestellt. Indem sie einige teilweise willkürlich ausgewählte Gefangene bevorzugt behandelten, brachen die Wärter die Solidarität unter den Gefangenen und verhinderten so weitere koordinierte Aktionen der Gefangenen.
Das Experiment geriet sehr schnell außer Kontrolle. Bereits nach kurzer Zeit brachen vier Gefangene zusammen, fingen an unkontrolliert zu weinen, hatten desorganisierte Gedanken und schwere depressive Symptome. Ein fünfter Gefangener bekam einen psychosomatischen Ausschlag am ganzen Körper, als eine Bewährungskommission seinen Antrag auf Entlassung zurückwies. Nach drei Tagen musste ein Gefangener wegen extremer Stressreaktionen entlassen werden. Der Rest der Gefangenen versuchte, die Situation durch Unterwürfigkeit zu meistern und den Befehlen der Wärter so korrekt wie möglich Folge zu leisten. Die Gruppe der Gefangenen war zerschlagen, jeder war nur noch ein Einzelner, auf sich allein gestellter aufs Überleben fixierter am Boden zerstörter Mensch.
Einige der Wärter zeigten sadistische Verhaltensweisen, speziell bei Nacht, wenn sie vermuteten, dass die angebrachten Kameras nicht in Betrieb waren. Teilweise mussten die Experimentatoren einschreiten, um Misshandlungen zu verhindern.
Nach nur sechs Tagen (zwei Wochen waren ursprünglich geplant) musste das Experiment abgebrochen werden; Obwohl keiner der Studenten jemals in einem wirklichen Gefängnis gewesen war, lernten doch alle etwas über die Interaktion zwischen Mächtigen und Machtlosen. Nach dem Ende des Experiments unterschieden sich “Wärter” und “Häftlinge” in fast allen beobachtbaren Verhaltensweisen.
Die Manifestation des Experiments
Dieses Experiment zeigt, dass der Platz den jemand in der Gesellschaft (einem System) einnimmt von entscheidenderer Bedeutung für sein Verhalten und seinen Charakter ist als die genetische Festlegung. Deshalb kann eine Systemische Aufstellung sehr viel Aufschluss bringen 😉